In meinem aktuellen Fachbeitrag berichte ich in mehreren Folgen über den Themenschwerpunkt: Design.
Woher stammt eigentlich der Begriff „Design“?  Dazu serviere ich euch ein paar Fakten aus der Geschichte des Designs. Was verbinden wir alles mit Design? Wo spielt es in unserem Alltag eine kleine oder auch größere Rolle?  Welche Bedeutung haben Farben beim Thema Design und kann Design kommunizieren? Warum setzen erfolgreiche Unternehmen auf Design? Ist Design und seine Bandbreite gegenwärtig auch nachhaltig und klimafreundlich? Viel Interessantes über Webdesign und Apps erfahrt ihr in den kommenden Wochen. Wie können sich Unternehmen und Urheber vor Nachahmung ihres Designs schützen? Abschließend blicken wir einmal gen Norden, in Richtung Skandinavien und auf Afrikas boomende Designindustrie.

Vom Entwurf des Designs

Die Geschichte des Designs, sprich der Formgestaltung, der Formgebung oder des Entwurfes, hat seinen sprachgeschichtlichen Ursprung vom italienischen Wort „Disegno“, „Zeichnung“ erhalten. Durchgesetzt hat sich schließlich der bekannte englischsprachige Begriff „Design“. Was ist ein Entwurf oder was bedeutet das Entwerfen? Hierbei handelt es sich um eine geplante, zielgerichtete und geistige Leistung. Dies ist sozusagen der erste Schritt und dient der Vorbereitung für eine spätere konkrete Entwicklung von einem physischen oder unphysischen Ergebnis. Wir verstehen unter Entwurf auch eine Präsentation von Zeichnungen, Bildern, Grafiken und Texten sowie Modelle z.B. aus der Modebranche auf Werbeveranstaltungen oder ähnlichem.

Gestalter und Entwerfer

Der Name Michael Thonet (1796-1871) wird der breiten Masse eher unbekannt sein, aber der deutsch-österreichische Thonet gilt als Pionier und wird bei zahlreichen Experten in der Designwelt, als der erste Designer überhaupt gewertet. Ferner war Thonet Unternehmer und Designer in einer Person. Um die Jahrhundertwende beschäftigten seine Söhne bereits bis zu 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wiederum bis zu 4.000 Möbelstücke pro Tag industriell fertigten. Michael Thonet entwickelte das erste Designerstück, einen in Bugholztechnik gefertigten Stuhl.

Peter Behrens als Erfinder des Industriedesigns

Der Künstler Peter Behrens (1868-1940), wirkte im AEG-Konzern ab 1907 als Architekt mit und kann wohl zu Recht als Erfinder des Industriedesigns gesehen werden. Behrens ist es zu verdanken, dass AEG bis heute über ein wiederzuerkennendes Corporate Design verfügt, sprich den typografischen und gestalterischen Arbeiten vom Firmenlogo, die Schriftarten über den Briefköpfen und Werbeprospekten bis hin zum Entwurf der bekannten Haushaltsgeräte.

Mit dem Namen Peter Behrens, hatte der AEG-Konzern, eine stets wiederzuerkennende Handschrift, sprich gesamtes, einheitliches Erscheinungsbild oder wie es heutzutage heißt: ein Corporate Design. Übrigens: „Der AEG-Konzern war eines der ersten deutschen Unternehmen, die sich einen eigenen ‚Künstlerischen Beirat‘ leisteten.“ (Quelle: Ratmeyer, 2022, S. 38) In der Zeit um die Jahrhundertwende bis nach dem Zweiten Weltkrieg sprach man eher von industrieller Formgebung und der Begriff Design war noch Alltags-untauglich im deutschen Sprachgebrauch. Die Designer wurden ehrwürdig als Formmeister betitelt.

Dieter Rams, eine Industrie-Design-Ikone der Moderne

Der dritte bekannte Name aus der Design-Evolution ist der lebende Dieter Rams (geb. 1932 in Wiesbaden). Er ist der Industriedesigner der Moderne und war für den Elektro-Hersteller Braun tätig. Ab dem Jahr 1955 gesellte sich der junge Rams in das Braun Unternehmen hinzu und ein eigenständiges Stück deutscher Designgeschichte begann von nun an. Prägend ist das Produktdesign bis in unsere Gegenwart. Funktional, schnörkellos und wegweisend waren und sind die Entwürfe und ihre Formgebung der Braun Elektrogeräte. Damals gab es noch keine Chefingenieure oder Marketingabteilungen, damals waren die Gründer und Inhaber von Firmen, die direkten Ansprechpartner für die Entwickler und Designer. Gelungenes Design spiegelt sich in steigenden Umsatzzahlen wider und musste von den Unternehmern auch gewollt sein. Bei der Elektrofirma Braun waren es die beiden Gründer Artur und Erwin Braun. Übrigens war Dieter Rams für den Chefdesigner von Apple, Jonathan Ive, ein riesiges Vorbild.

Kundenumfragen verdrängen das Design

Heutzutage setzen mittelständische Unternehmen und Konzerne immer noch auf eigene Designabteilungen, denn erfolgreiches Design führt zur Steigerung der Umsätze. Der Trend geht aber weg von Designabteilungen, da der Geschmack der Gestalter zunehmend am Geschmack der potenziellen Kundschaft vorbeizieht. Unternehmen setzen vermehrt auf Marketing, sprich, sie unterhalten eigene Marketingabteilungen, die die Kontrolle übernehmen. Marketingabteilungen initiieren Umfragen und betreiben Trendforschung, umso konkret die Bedürfnisse der Kunden zu klären und zu erfassen. Es stellte sich durch verschiedene Studien und Befragungen heraus, dass die Kundenumfragen das Design verdrängen. Firmen investieren vorzüglich in innovative Marketingstrategien und vernachlässigen sukzessiv die Investition in eigenes Produktdesign. Übrigens, der Angebotsmarkt an ausgebildeten Designern liegt jährlich bei rund 25.000, die einen Arbeitsplatz in der Gestaltungsbrache benötigen. Was möchte ich damit sagen? Der Markt ist übersättigt, denn nur noch wenige Unternehmen leisten sich heute noch qualifizierte Designer. Die Hochzeit, der berühmten Designer, zum Beispiel aus den schillernden 80er-Jahren und den poppigen 90ern, gehört der Vergangenheit an!

Fortsetzung folgt….

Quellen:
Ratmeyer, B. (2022). Schwerpunkt Design.
Lasst schöne Dinge um uns sein. Der Mittelstand BVMW e.V. Bundesverband. Berlin.

Autor: Manuel Hurtig
Redaktionell verantwortlich: Gordon Roth
Luckenwalde, dem
05.05.2022