Home Office ist zumindest in Deutschland in aller Munde. Viele von uns befinden sich durch die Pandemie-Lage gänzlich oder zeitweise im Home Office und jeder versteht hierzulande was gemeint ist: Wir arbeiten für unseren Arbeitgeber von Zuhause aus. Am Schreibtisch, von der Couch oder vom Balkon, ganz egal, Hauptsache der Job wird erledigt.

Dass es sich bei „Home Office“ aber um eine deutsche Wortkreation (Scheinanglizismus) handelt, ist den wenigsten bewusst. Im englischsprachigen Raum könnte man zwar erahnen, was wir Deutschen damit meinen, jedoch wird das Wort in den USA und Großbritannien anders genutzt.

Home Office in den USA

Die US-Amerikaner können vermutlich noch am ehesten nachvollziehen, dass wir mit „Home Office“ das Arbeiten Zuhause beschreiben. Allerdings beschreibt der Begriff im US-Amerikanischen keine Tätigkeit sondern einen Raum. Home Office bedeutet dort, dass man explizit einen Raum eingerichtet hat, um dort ausschließlich zu Arbeiten. Ein echtes Büro Zuhause. Mit Schreibtisch, Computer, Aktenschränken und Regalen, wo man ohne private Ablenkung seinem Job nachgehen kann.

Ein für uns normaler Satz könnte US-Amerikaner verwirren: „Ich komme morgen nicht ins Büro, ich werde im Home Office arbeiten.“ Was soviel heißt wie: „Ich komme morgen nicht ins Büro, ich gehe ins Büro.“

Home Office in Großbritannien

Mittlerweile ist die Deutsche Wortkreation schon bis auf die Insel vorgedrungen, aber genutzt wird sie nur von wenigen. In Großbritannien ist das Home Office nämlich das Innenministerium. Das Büro für die Heimat sozusagen. Daher wird sich unsere Wortbedeutung dort nicht durchsetzen. Wenn Briten Zuhause arbeiten, reden sie von „from home“ oder „remotely“ was eben bedeutet „von Zuhause aus“ oder „aus der Ferne“.

Sollten Sie Sätze hören wie: „Das Home Office stellt jährlich etwa sechs Millionen Reisepässe aus.“ So ist damit gewiss nicht das Arbeiten auf der heimischen Couch gemeint, sondern das Ministerium für Inneres.

Weitere Scheinanglizismen der Deutschen Sprache

Handy

Die Briten steigen dann vollständig aus der Konversation aus, wenn wir im Home Office zusätzlich nur per „Handy“ erreichbar sind. Dass die Wortkreation „Handy“ jedoch nur im deutschsprachigem Raum Anwendung findet, ist den meisten bekannt. Mittlerweile wird der Begriff auch durch das international geltende „Smartphone“ ersetzt. Den Ursprung hat der Begriff in seiner Produktbeschreibung. Ein mobiles Telefon ist eben sehr handlich, englisch „handy“. Dennoch bleibt es im Englischen bei „mobile phone“.

Beamer

Der „Anstrahler“ bezeichnet im Britischen einen bestimmten, sehr gefährlichen Wurf beim Cricket. Wer Cricket nicht kennt, stelle sich Baseball vor. Wird der Ball gefährlich nah auf den Kopf des Schlagenden geworfen, handelt es sich um einen „Beamer“, der oft als Regelverstoß geahndet wird. Der Projektor wird hingegen als „video projector“ bezeichnet.

Oldtimer

So nennt man in Großbritannien liebevoll einen alten Mann, denkt dabei aber keineswegs an ein Fahrzeug. Wer im Ausland nach Raritäten der Autoherstellung sucht, schaut sich besser nach „vintage cars“ oder „classic cars“ um.

Hometrainer

„Hometrainer“ ist ebenfalls in keinem Englischsprachigen Wörterbuch zu finden. Ein „Trainer“ ist eben ein Übungsleiter und kein Gerät. Bezieht man sich dabei etwa auf ein stationäres Fahrrad, handelt es sich um ein „exercise bicycle“.

Weitere irreführende Begriffe

Basecap – Erfundene Kurzform von Baseballcap

Bodybag – Bei uns eine Tasche, die mit einem Gurt diagonal über die Brust getragen wird. Im Englischen ein „Leichensack“.

Discounter – Heißt soviel wie „Preisnachlass“. Nur weil Supermärkte günstiger sind als andere werden sie jedoch immer noch als „grocery store“ oder „super market“ bezeichnet.

Public Viewing – Entstand 2006 zur Fußball-Weltmeisterschaft und verdrängt über die Jahre das ursprüngliche „public screening“.

No-Go – Was bei uns als sittenwidrig oder unangemessenes Verhalten gilt, bedeutet im amerikanischen nur das man etwas nicht darf oder etwas nicht funktioniert. Eine No-Go-Area ist zum Beispiel ein gesperrter Bereich. Kann ein Raketenstart nicht stattfinden, weil etwas noch nicht funktioniert, bekommen die Astronauten ein No-Go.  Und das bedeutet nicht, dass die Herrschaften sich unangemessen verhalten hätten.

Logo LUK-DESIGN

Das TEAM von LUK-DESIGN: Grafik & Design
Redaktion: Edgar Kutschera

Edgar Kutschera

MSc. Env. Science Online-Marketing-Manager