Vorwort

Bald zwei Jahre ist es her, dass Huawei auf Neugeräten keine Google-Apps ausliefern darf. Das Unternehmen Huawei landete damals auf einer schwarzen Liste der US-Regierung. Begründet wurde dies durch Spionagegefahr, die möglicherweise von Huawei-Produkten ausgeht. Es ist wohl kein Geheimnis, dass das chinesische Volk von einer autoritären Regierung geführt wird und dementsprechend wurde in Huawei-Geräten eine Hintertür für die chinesischen Behörden vermutet. Unterstrichen wird diese Feststellung damit, dass auch viele für uns gewohnte Applikationen in China verboten sind. So sind neben Signal auch WhatsApp, Instagram, Facebook, Twitter, YouTube, Gmail und viele weitere Anwendungen für den chinesischen Markt blockiert!

Nach dem Ausschluss der US-Regierung für Huawei bedeutet das für Google, dass eine Zusammenarbeit mit dem Konzern nur noch sehr stark eingeschränkt stattfinden darf. Die Smartphones von Huawei, die fast alle in der Regel hervorragende Hardwarespezifikationen haben, werden ohne die Google Play Dienste und Applikationen wie zum Beispiel die YouTube App, Google Fotos, Google Drive, den Sprachassistent oder den Chrome-Browser ausgeliefert.

Gordon Roth, neben Heiko Kutschera einer der beiden Geschäftsführer von LUK-DESIGN, hat sich dem Selbstversuch gestellt und wollte wissen, ob der Verlust von Google Diensten sein Smartphone-Verhalten wirklich so sehr einschränkt. Nach einem Jahr Nutzung des Huawei P40 Pro setzte ich mich, als externer Autor, mit ihm zu einem Interview zusammen:

Edgar: Für welche Dienste hast du dich zuerst nach Alternativen umgeschaut?

Gordon: Also ich kann aktuell nicht nutzen: YouTube, Google Drive, Chrome Browser, Google Suchzeile, Sprachassistent. Das sind so die Dinge aus meiner Vergangenheit, die ich früher immer viel genutzt habe. Jetzt habe ich für alles eine Lösung, von der ich nicht mehr weg will.

Edgar: Welche wichtigen Apps befinden sich jetzt auf deinem P40 Pro?

Gordon:
Bing
Also zum Suchen habe ich mich erstmal mehr und mehr mit Bing beschäftigt. Ich war anfangs noch sehr distanziert, weil ich Bing noch aus vergangenen Jahren kenne, wo man viele Dinge einfach nicht gefunden hat, aber ich muss sagen mittlerweile findet Bing zu 98 % meiner Anfragen alles. Und das sogar optisch schöner! Da funktioniert der Sprachassistent einwandfrei. Sollte ich dennoch was nicht finden, gehe ich in meinen Opera-Browser und nutze dort die Google Suche. Da habe ich auch allen anderen Suchmaschinen, wie DuckDuckGo zum Beispiel.

Google Maps
Google Maps kann ich zum Beispiel benutzen. Das nutze ich auch zur Navigation. Ich gebe die Adresse ein, gehe dann auf Route suchen und es klappt. Auch Bewertungen kann ich einsehen. Was die eingeschränkte Nutzung betrifft: Ich kann mich nicht anmelden. Also wie man es von anderen Smartphones vielleicht kennt, kommen öfter die Nachfragen „Du warst jetzt da und da, wie hat es dir gefallen? Ist es behindertengerecht? Sind Parkplätze da?“ – Hier ist es nicht so. Vielleicht macht Bing das auch, aber ich habe es nicht eingestellt.

New Pipe
Diese App zeigt mir YouTube Videos, die ist wirklich top! Ich kann auf meinen Fernseher streamen und auch downloaden auf 1080p. Meine ganzen Abos kann ich einfügen, ich kann nur keine Kommentare schreiben. Da stellt sich jedem die Frage, ob er das braucht. Aber selbst, wenn das nötig ist, kann man sich den Link zur Browserversion ja auf dem Startbildschirm ablegen.

Kalender-App
Die Kalender-App auf meinem Huawei synchronisiert sich mit meinem Exchange Konto und mit meinem Google Kalender und dann habe ich alle meine Termine da drin.

One Drive und Mega
One Drive und Mega sind jetzt meine Google Drive-Alternativen, aber es gibt ja mittlerweile unzählige Cloud Anbieter.

Firefox und Opera
Als Browserlösung verwende ich Firefox und Opera. Die haben alle Suchmaschinen hinterlegt. Dort suche ich meistens über Bing.

Edgar: Wenn du Bing nutzt, wie steht es da um die Privatsphäre?

Gordon: Auf Bing kannst du dich anmelden und dann wird natürlich durch eine künstliche Intelligenz, wie bei vielen anderen Suchmaschine auch, deine Suche individualisiert und sie lernt zielgeführter zu suchen. Das ich da natürlich von Microsoft getrackt werde, ist mir auch klar. Es geht mir ja nur darum Alternativen zu Google aufzuzeigen. Wer mehr Privatsphäre braucht, sucht sich eben andere Alternativen wie DuckDuckGo, aber die werden nicht so zielgenaue Ergebnisse liefern.

Ansonsten ist da noch die Suchmaschine „Startpage“. Die ist top, aber auch nur deswegen, weil Startpage die Google Suchmaschine spiegelt. Also wenn du gar nicht getrackt werden willst, aber gute Ergebnisse suchst, ist die top. Google sieht dann nur, dass die Anfrage von Startpage kommt.

(redaktioneller Zusatz: Ecosia funktioniert ähnlich und nutzt die Suchergebnisse von Bing statt Google)

Edgar: Woher bekommst du Apps, denn der Google Play Store steht ja nicht zur Verfügung?

Gordon: Im Huawei gibt es die sogenannte App-Suche, da tippst du deine App ein und es sucht dir dann die dementsprechende App raus, entweder aus der eigenen App Galerie oder aus dem Amazon Appstore oder von „APK Pure“, wo du auch ständig mit Updates versorgt wirst. Wenn man sich weiter damit befasst, stellt man fest: Es gibt ja sogar einen Store, den Aurora Store, der den kompletten Google Playstore spiegelt. Hier kannst du alle Apps aus dem Google Play Store runterziehen, ohne Anmelden, und es läuft. Auch Aktualisierungen werden dir angezeigt.

Edgar: Gab es Momente, in denen dir ein Service gefehlt hat?

Gordon: Was mir besonders aufgefallen ist, dass bestimmte Dienste nicht da sind: Du hast den Google Sprachassistent nicht. Aber dafür hast du eben Bing.

Für manche vielleicht ein Ausschlusskriterium: Die YouTube App funktioniert nicht. Aber ich bin sehr zufrieden mit der Browser-Anwendung von YouTube und habe mir die auf den Startbildschirm verlinkt. UND natürlich habe ich auch da eine App gefunden: „New Pipe“. (oben beschrieben)
Aber wenn man selber YouTube Videos hochlädt, dann möchte man wahrscheinlich auf die YouTube App zugreifen. Für mich selber, was das aber kein Thema.

Edgar: Bist du bei der Suche nach Alternativen auf besonders interessante Dienste gestoßen?

Gordon: Wenn man sich länger damit beschäftigt, landet man auch in Foren, die sich mit Open Source beschäftigen und dadurch bin ich an einen Open Source Store gekommen, der nennt sich „F-Droid“. Alle Apps sind hier auf einen offenen Code und auf Schadsoftware geprüft und man staunt, dass es eigentlich für alles auch Open Source Lösungen gibt, die sehr schön sind! Und dann hat man auch noch eine große Community für Hilfe, ohne, dass man etwas bezahlt. Das ging dann so weit, dass ich mich irgendwann sogar mit Linux beschäftigt habe. Jetzt habe ich auf meinem privaten Laptop sogar Linux-MINT installiert.

Edgar: Wie viel Wert legt du heute auf deinen Datenschutz?

Gordon: Ich nehme viel bewusster wahr, wie viele Tracker mich im Netz verfolgen. Viele versuchen meine Daten zu verkaufen, aber manche sind auch nötig, um meine Benutzererfahrung zu verbessern, zum Beispiel durch bessere Suchanfragen. Ich bin jetzt zum Firefox Browser gekommen und nutze eine Bandbreite an Erweiterungen wie Adblocker, ScriptBlocker und Cookie-Add-Ons. Ich könnte ja auch den ganz sicheren Tor-Browser nutzen, aber da dauert mir die Verbindungsanfrage zu lange und viele Internetseiten denken du bist ein Roboter und dann kommst du gar nicht erst rein. Also benutze ich eine abgespeckte Version des Datenschutzes. Ich kann mit dem was sie von mir an Daten nehmen sehr gut leben, werde aber auch gut geschützt.

Mehr zum Thema werden wir zukünftig in unserem Blog veröffentlichen. Wir gehen beispielsweise auf die verschiedenen Suchmaschinen ein oder auf die hier genannten Apps wie „New Pipe“. Ich selbst, Autor für LUK-DESIGN, der auch im Social Media Bereich tätig ist, werde es mir auch nicht nehmen lassen, meine Sichtweise auf Datenschutz in Zeiten von Facebook, Instagram und TikTok zu teilen.

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Redaktion: Edgar Kutschera