Japan faszinierte mich mit seinem einzigartigen Kulturmix aus reicher Geschichte und quietschbunter, zuckersüßer Manga-, Anime- und Autokultur. Doch auch die hochmoderne Technologie empfand ich als bewundernswert. Das führte dazu, dass ich mir tatsächlich ein Leben dort vorstellen kann.

Doch wenn das Land so fortschrittlich ist, wie kann es sein, dass die Englischkenntnisse der Bewohner so unterirdisch ausgeprägt sind?

Unumgänglich beeinflusst dies auch den Austausch mit dem Rest der Welt. Damit befassen wir uns in diesem Blogbeitrag.

Japanische Kultur stärker als die Westliche

Vor Ort unterhielt ich mich mit einigen japanischen Bekanntschaften darüber, warum Japaner einfach selten gut Englisch sprechen.

Die für mich einleuchtendste Erklärung ist die folgende: Sie umgeben sich sehr wenig mit westlicher und amerikanischer Kultur.

Wer eine Sprache lernt und sie dann nicht nutzt, verliert sie wieder. Hier in Deutschland ist es sehr verbreitet, englische Musik zu hören und im Gaming- und Streamingbereich sind englische Begriffe immer häufiger. Auch steigt in Deutschland die Zugriffsrate auf englischsprachige YouTube-Videos und so manch einer liebt es Filme in Originalsprache zu schauen. Für Akademiker ist, wegen der wissenschaftlichen Paper, die englische Sprache fast unumgänglich.

Japan hat jedoch seine ganz eigene Kultur. Die Bevölkerung hört sehr viel japanische Musik, schaut japanisches Fernsehen oder YouTube Kanäle und die Gaming Industrie ist deutlich stärker ausgebaut als in jedem anderen Land der Welt. Auch in diesem Bereich gibt es keinen Anreiz Englisch lernen zu müssen.

Wenn ich auf Japaner getroffen bin, mit denen ich mich Englisch unterhalten konnte, dann waren diese entweder für längere Zeit im Ausland oder interessieren sich von sich aus explizit für amerikanische Filme und Kultur.

Bildungssystem

Doch in meinen Gesprächen wurde oftmals auch das Bildungssystem kritisiert. Freunde berichteten mir, dass sie hauptsächlich Grammatik lernten und in der Schule wenig gesprochen haben. Dadurch fühlten sie sich selten sicher genug, um die Sprache dann auch zu sprechen.

Zusätzlich haben es Japaner aber auch nicht leicht mit den uns bereits bekannten Konsonanten. Die japanische Sprache ist eine Silbensprache und so gibt es statt K, B, F nur KA, KE, KI, KO, KU, BA, BE, BI, BO, BU oder FU.  Möchte man also beispielsweise das englische Wort “breakfast” mit japanischen Zeichen schreiben, so sieht das wie folgt aus:

ブレックファースト

Und das liest sich dann so: Burekkufaasuto.

So kann es dazu kommen, dass jemand mit dir vermeintlich Englisch spricht, du davon, aufgrund des extrem starken Dialekts, aber überhaupt nichts verstehen kannst.

Japan ändert jedoch gerade die Struktur im Schulunterricht und möchte, dass mehr gesprochen wird. Das bedeutet aber auch, dass sich die Lehrer an einen neuen Modus gewöhnen müssen.

Scheu vor Fehlern

Ein kultureller Faktor spielt jedoch auch noch eine starke Rolle: In Japan herrscht ein starkes Streben nach Perfektion und Fehler machen wird oft als peinlich oder beschämend empfunden. So kommt es, dass sich viele Japaner scheuen, Englisch zu sprechen, aus Angst, ihr Gesicht zu verlieren.

Auswirkung auf den internationalen Austausch

Zweifellos haben die begrenzten Englischkenntnisse der Japaner Auswirkungen auf den weltweiten Austausch.

Englisch ist die Sprache der internationalen Kommunikation.

Warum kommen uns so viele Produkte in Japan so seltsam und unbekannt vor? Weil es ihnen schwer fällt, diese auch bei uns zu vermarkten. Dafür benötigt es Mut, zumindest erst einmal die englische Sprache zu verwenden.

Andersherum scheuen sich Unternehmen eventuell, in Japan zu investieren, wenn die Kommunikation mit den japanischen Partnern eine Herausforderung darstellt.

Eine Zusammenarbeit mit Japan ist daher schwieriger als mit vielen anderen Ländern der Welt.

Wer grundlegendes japanisch und fließendes Englisch kann, sollte relativ schnell einen Job in Japan finden können. Für internationale Beziehungen werden solche Fähigkeiten händeringend gesucht.

Japanische Arbeitsbedingungen sind jedoch unterhalb dem uns bekannten Standards. Das Gehalt ist ähnlich, aber die Urlaubstage sind verschwindend gering. Einen Anspruch haben sie nur auf 10 Urlaubstage. Ist man lange genug in einer Firma, kann man sich auch auf angenehme ca. 25 Tage hocharbeiten.

Nationale Reisekultur

Privat kommt das Englisch-Defizit besonders beim Reisen zum Tragen. Aufgrund fehlender Kommunikation dürfte das Reiseerlebnis nicht so intensiv ausfallen, weshalb viele Japaner tatsächlich lieber innerhalb des Landes verreisen. Zumindest landschaftlich gibt es aber fast nichts, was die japanischen Inseln nicht zu bieten hätten: Stadt, Land, Berge, Vulkane, Strand, tropische Inseln und auf Hokkaido viele Ski Resorts mit dem größten Schnee-Niederschlag der Welt. Was jedoch zu kurz kommt, ist der kulturelle Austausch. 

Ich wünsche eine produktive Woche!

Euer Tokio-inspirierter Filmkünstler,

Aesthetic Eddy

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Redaktion: Edgar Kutschera

Edgar Kutschera

MSc. Env. Science Online-Marketing-Manager